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Der Gro​ß​e Shaitan

by radiopassiveboy

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1.
Wir kennen alle Pläne Wir kennen das System Wir zeigen unsere Zähne Solang' die Deckung steht Durchdacht, trainiert und eingebrannt Geprobt, studiert und ausgekannt … und losgerannt Und wenn alles eigentlich ganz anders ist? Stehst du weiter für sie stramm oder fallen wir zusammen?
2.
Hellbrook 04:43
In der Mitte von Hellbrook leuchtet die Fassade vom Kik im Abendrot Ein Ort ohne Fragen Wo die Leute wissen wie’s läuft Wo man immer weiß wer Schuld ist wo die Hoffnung sich ersäuft und nichts was glänzt aus Gold ist Ich wäre so gerne radikal und hätte 1000 gute Feinde und einen Grund für meine Wut Ich hätte gerne keine Wahl Anstatt von 1000 Möglichkeiten nur noch Böse oder Gut Hell Hell Hell Hell Der Horizont wird schmal und eng wenn man nur nach Oben sieht weder Breite noch Details Die Wahrheit ist einfach zu erkennen wenn das Raster grob genug ist Der Flatscreen bunt - die Welt schwarz-weiß
3.
Vielleicht habe ich ja alles falsch gedeutet Dein Freund ist nicht dein Freund und steht total auf mich Die Leute sind hier echt wie alle Leute Genauso mittelmaß wie du und ich Und trotzem ich glaube ich geh Vielleicht bin ich ja scheiß sensibel Und ich überreagier‘ auf Arroganz und eitle Blicke Vielleicht müsste ich nur ein paar Stunden warten und plötzlich wüsste ich, wen ich heute noch f*** Und trotzdem ich glaube ich geh Allein nach Haus Bevor ich etwas mache was morgen kompliziert wird Geh ich allein nach Haus Bin raus hier
4.
Paul Harbour 02:41
Gott wann fing das alles an Diese neue Augen? Auf seine Freunde dann und wann Dieses seltsame Gefühl Nicht mehr ganz der alte Doch auch kein Platz zwischen den Stühlen Er wollte niemals wen verstören Ist kein Rebell und kein Frisör Wollte niemanden verlieren Paul Harbour brennt Für alle die er kennt Die Wahrheit kann so schwierig sein Paul Harbour brennt für sich allein Den Rauch können alle sehen Doch interessiert er keinen Wir pauken jahrelang die Reden Für ein ordentliches Leben Wollen uns mit allen gut verstehen Und plötzlich fallen wir durchs System Brechen ausversehen die Regeln Sind ohne Absicht strikt dagegen Paul Harbour brennt Für alle die er kennt Die Wahrheit kann so schwierig sein Paul Harbour kämpft für sich allein Die Zeit der Unschuld ist vorbei Paul Harbour muss sich selbst befreien muss sich selbst befreien Wenn er brennt Paul Harbour brennt
5.
Barmbek 03:47
Es ist nichts Besonderes An der Art wie du da liegst Nichts Besonderes An dem Haar in deinem Gesicht Außer dass du schläfst Alle bemerken deine Schuhe Auf dem Sitz und deine Ruhe Die bestimmt noch weiter geht Wenn die Bahn schon lange steht Alles während du schläfst Unbekannt dort liegst Das alles während du schläfst Ich erforsche dein Gesicht Grabe tiefer Schicht um Schicht Ich will mir vorstellen wie du sprichst Und wie du mir mein Herz brichst Doch du schläfst Alles während du schläfst Unbekannt dort liegst In Gedanken können wir fliegen Doch ich lass dich einfach liegen
6.
Deine Mutter, dein Vater – Sie alle haben nichts davon gewusst Dein Cousin, denn alle kennen – Sie alle haben nichts davon gewusst Der Dönermann von nebenan – Sie alle haben nichts davon gewusst Deine Ische und deine Fische – Sie alle haben nichts davon gewusst Und die Dicke aus deiner Clique – Sie alle haben nichts davon gewusst Und die Prolls mit denen du bolzt – Sie alle haben nichts davon gewusst Und alle Kinder und alle Leute – Sie alle haben nichts davon gewusst Alle Checker und ihre Bräute – Sie alle haben nichts davon gewusst Du kommst der Perfektion immer näher Und du verschwindest jeden Tag ein bisschen mehr
7.
Du kommst der Perfektion immer näher Und du verschwindest jeden Tag ein bisschen mehr Mit jedem Auftritt wird die Grenze verwischt Zwischen dem was du spielst und dem was du bist Nach jedem Vorhang bleibt Schminke kleben Dein Kostüm verwächst mit deinem Leben Du vögelst Requisiten, du schläfst in Kulissen Du hast irgendwann vergessen, dich selbst zu vermissen Applaus, applaus, applaus... Mit jedem Auftritt wird die Grenze verwischt Zwischen dem was du spielst und dem was du bist Nach jedem Vorhang bleibt Schminke kleben Dein Kostüm verwächst mit deinem Leben Du vögelst Requisiten, du schläfst in Kulissen Hast dich hollywoodreif selber beschissen Respekt
8.
Wir kriechen durch die Gänge Wir hocken auf dem Flur Kontrollieren jede Regung möglichst teilnahmslos und stur Wir würden gerne Reden Doch ich glaube ich bin zu dicht Ich würde dich gern berühren Doch ich trau' mich einfach nicht Weil scheitern hier so sichtbar ist Weil scheitern hier so sichtbar ist Wir lernen für unser Leben Und nicht für unser Geld Wir wissen viel zu wenig Über uns und unsere Welt Aus Angst um unsere Köpfe Wahren wir das Gesicht Wir wissen nichts Genaues Doch fragen tun wir auch nicht Weil scheitern hier so sichtbar ist Weil scheitern hier so sichtbar ist Wie können wir alles sehen Wenn wir uns nur nach vorne orientieren Wie wollen wir nach oben kommen Ganz ohne auch ein Unten zu akzeptieren Kein neben und kein hinter dir, Keine Reibung, keine Pause, kein Zögern Kein Zweifeln, kein Fehler und kein zweiter Versuch Kein Testlauf - nur Ehrenrunden Kein Rastplatz - nur Gipfel Keine Einsichten - nur Aussichten, Und nichts, aber auch gar nichts kapiert Weil Scheitern unverzichtbar ist
9.
Jede Stimmung hat ein Wort und jedes Wort hat seine Zeit Zu jeder Zeit gibt es einen Ort an dem wir reden können Du kennst jeden meiner Tage meine Nächte und die Fragen die während der Nächte in mir reifen bevor ich sie selbst begreife Vielleicht reden wir zu viel und zu schnell über die Dinge die mir selbst noch gar nicht klar sind mit denen ich noch ringe Ernten viel zu früh und sauer was Gedankenlängen dauert rühren alles immer an was noch gar nichts spüren kann Uns wird nichts mehr bleiben als ein ehrliches Schweigen Erst nach dem letzten Atemzug endet der Betrug Mein letztes Wort soll wortlos sein und frei von jeder Eitelkeit Können uns jederzeit erreichen unsere Sätze gleichen Leichen die nur treiben und wir schreiben immer weiter tote Leiber Nur noch Hüllen die wir nicht füllen kein Erleben nur noch Reden Es gibt längst mehr keiner Stoff doch wir gehen noch nicht off
10.
Ich kenne hier keinen, außer mir selbst und glaub’ das wird so bleiben Die fremden Blicke folgen mir und Ich lauf’ dem Kleinen hinterher Und ich steh im Dunkel Und ich steh im Dunkel Dieser Moment gehört nur uns beiden Und noch ein Paar fremden Händen Ich kenne zwar nicht mal deinen Namen Doch wir sind minutenlang ein Paar Hier im Dunkel wo nur das eine zählt Nur hier im Dunkel keine Augen keine Schuld Nur dein Atem, nur deine Haut nur deine Wärme, nur ein Laut nur dein Geruch, nur das Gefühl Blind und alleine, und trotzdem viel Mehr erwarte ich nicht Bitte flüster’ keinen Namen Ich kann und will dich nicht verstehen Keine Reue, keine Fragen zieh’ dich an und lass mich Hier im Dunkel
11.
Ich will einfach nur hier liegen Ohne näher zu rücken, ohne rumzukriegen Und ohne irgendwas zu lügen Nur so Lass uns einfach weiterreden Ohne abzuschätzen, ohne Pläne zu schmieden und – ohne überlegen Nur so Es liegt nicht an dir doch nicht heute nicht jetzt und nicht hier Ich weiß nicht warum Ich weiß nur ich kann es nicht tun
12.
Wir können nicht warten Können hier nicht stehen wir müssen weiterlaufen Doch wir können nicht starten wenn wir nicht sehen wozu wir laufen Wir wollen endlich los wir sind zu groß um hier noch reinzupassen Wir wollen hier raus Wir wollen weiter Wollen uns erweitern Doch haben Angst zu scheitern Angst vor einem irgendwo das anders ist als wir es kennen das wir nicht kontrollieren können dass wir frieren können wenn wir draußen pennen also lieber wieder zusammenrollen und bleiben wollen und bleiben wollen… Wir kauern vor unseren Bildschirmen als wären es Fenster und träumen von größeren Reisen in viel weiteren Kreisen Wir wissen viel von den pulsierenden Orten und den bebenden Punkten und Flecken Es könnte jeden Moment losgehen Es stimmt zwar, jedem Anfang wohnt ein Zauber inne Doch ehrlich? Wir fürchten die Zauberei
13.
Wenn alles hier zusammenfällt Keine Lüge uns mehr trägt und hält Will ich einfach nur hier stehen Um den Neustart anzusehen Ich fühle mich wie neu geboren wenn alles stürzt Wir fallen zusammen Und jeder neue Schritt fällt leicht denn im Scheitern sind wir alle gleich

about

Hamburg, schönes Hamburg... Als Nordlicht verbindet mich so vieles mit dieser Stadt. Umso tragischer, dass die kurze Zeit, die ich dort gelebt habe, eine eher schwierige für mich war. Unglücklich verliebt, mieser Job, keine Ahnung, wohin mit mir.

Das Schreiben der Songs für dieses Album war eine Flucht nach Vorn. Viel Wut, viel Frust, viel Trauer, aber auch viel Energie und große Träume.

Mir fällt erst rückblickend auf, wie programmatisch das Cover ist. Damals fand ich mich als Boxer einfach ganz cool. Aber doch - es war ein Boxen und Kämpfen zu dieser Zeit. Es geht viel ums Scheitern in diesen Songs, aber nie ums Aufgeben.

Entsprechend rough ist die Musik streckenweise. Verantwortlich dafür ist wohl auch der Einfluss von "Well Done", die Screamo-Band aus Jena, bei der ich eine Zeitlang Schlagzeug gespielt habe. Deren Sänger Dirk steuerte die Shouts für zwei Songs bei.

Ich selbst konnte leider nie so schreien - aber lautsein und kämpfen. Das kann ich. Ich habe es in Hamburg gelernt.

credits

released December 20, 2009

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